Pflegenotstand in Ludwigshafen – Abhilfe gesucht
Vertreter ev. Pflegeeinrichtungen besuchen Anna-Freud-Schule
Sabine Pfirrmann aus der Geschäftsführung der Ökumenischen Sozialstation und Martina Busch von der Evangelischen Altenhilfe in Ludwigshafen kamen erstmals zur Anna-Freud-Schule, um mit dem Schulleiter der Spartenschule, Oberstudiendirektor Detlef Krammes, und der Abteilungsleiterin für die Berufsfachschule I mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Pflege, StD‘ Dr. Heike Pawlik, nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu suchen. Vorausgegangen war, dass die Mitglieder aus dem Protestantischen Kirchenbezirk Ludwigshafen öffentlich in der Presse für eine verbesserte schulische Integration von Migranten und eine verbesserte Allokation von Migrationsjugendlichen in die Altenpflegehilfeausbildung ausgesprochen hatten. Dieser Wunsch des Evangelischen Kirchenbezirkes korrelierte mit einem Konzept der Anna-Freud-Schule aus dem Jahr 2015, Migrationsjugendliche in einer zeitlich verlängerten Teilzeitausbildung in einer Fachschule für Altenpflegehilfe mit zusätzlichem DaZ-Unterricht für den Arbeitsmarkt in Ludwigshafen auszubilden. Bisher wurde das Konzept der Anna-Freud-Schule erkennbar politisch nicht gewünscht unterstützt. Der Pflegenotstand in Ludwigshafen und in der Region Vorderpfalz hält dieses mehr als zwei Jahre alte Konzept gegenwärtig aber immer noch mehr als aktuell und liegt eigentlich immer noch alternativlos auf dem Tisch.
Hintergrund des großen Arbeitskräftebedarfes in Ludwigshafen ist, dass die Stadt Ludwigshafen als einziges Oberzentrum in Rheinland-Pfalz über keine staatliche Fachschule für Altenpflegehilfe verfügt und ebenso bisher auch keine staatliche Fachschule für Altenpflege besaß und bisher auch noch nicht vorgesehen ist. Durch die generalisierte Ausbildung in der Pflege erfolgt zukünftig wohl eine Entkopplung zwischen der Altenpflegehilfeausbildung und Pflegeausbildung. Trotzdem, der Pflegenotstand in Ludwigshafen ist enorm groß und wird aufgrund der nicht ausreichend gegebenen Ausbildungsmöglichkeiten in Ludwigshafen noch wachsen. Ambulante Pflegeanbieter und stationäre Pflegeeinrichtungen suchen händeringend nach geeignetem Pflegepersonal. Die Anna-Freud-Schule, seit 2015 in der Migrationspädagogik tätig, könnte – neben ihren Absolventen aus vier Berufsfachschulklassen I mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Pflege (ca. 100 Schüler) und den jährlich zwischen drei bis fünf Migrationsklassen sicherlich eine Vielzahl von Jugendlichen für eine duale Fachschulausbildung an ihrer Schule gewinnen. Bisher wurde es der Anna-Freud-Schule jedoch verwehrt, einen solchen Bildungsgang zusätzlich zu den existierenden Bildungsgängen im Bereich Sozialwesen und Gesundheit an ihrer Spartenschule mit 1250 Schülern einzurichten. Die Folge ist, dass eine wachsende Großstadt und die Region Vorderpfalz in Zeiten eines demoskopischen Wandels eine nicht nur landesweite, sondern sogar bundesweite dramatische Unterversorgung von Altenpflege- und Altenpflegehelferkräfte hat. Mit diesem demographischen Wandel wird in den nächsten Jahren der Bedarf an Arbeitskräften in der Pflege noch deutlich weiter steigen. Von daher warb Oberstudiendirektor Detlef Krammes auch bei den beiden Gästen mit einer Pflegeverantwortung aus dem Bereich des Protestantischen Kirchenbezirks dafür, sich mit dafür einzusetzen, dass über eine verbesserte quantitative und qualitative Ausbildung, die nur mit einer staatlichen Fachschule für Altenpflegehilfe mit an einer Universität ausgebildeten Lehrkräften in der Fachwissenschaft Gesundheit und Pflege und in der Erziehungswissenschaft und mit einer zweijährigen Lehrerausbildung erfolgen kann, endlich mit Nachdruck und mit Anstrengung versucht wird, den Arbeitsmarkt in der Pflege in der Stadt und der Region endlich in ein Gleichgewicht zu bringen.
Aus der Sicht des Schulleiters der Anna-Freud-Schule kann eine verbesserte Arbeitsmarktsituation in der Pflege nur dann entstehen, wenn die einzige Spartenschule in der vorderpfälzischen Region mit den Domänen Sozialwesen und Gesundheit/Pflege, die Anna-Freud-Schule in Ludwigshafen, damit beauftragt wird. Dies könnte aus der Sicht der Schulleitung mit einem Modellversuch in Form einer Fachschule für Altenpflegehilfe für Migrationsjugendliche mit einer verlängerten Ausbildung beginnen. Die Verlängerung der Ausbildungszeit könnte dann dazu genutzt werden, einen zusätzlichen DaZ-Unterricht (Deutsch als Zweitsprache) anzubieten, damit die Migrationsjugendlichen nach Abschluss des Berufsvorbereitungsjahres, der Berufsfachschule I oder der Berufsfachschule II nicht einfach nur an die Agentur für Arbeit nach ihrem Pflichtschuljahr bzw. nach dem Erreichen der Volljährigkeit verwiesen werden. Ein solcher Modellversuch eröffnet diesen Migrationsjugendlichen, die neben der Anna-Freud-Schule auch in den vielen ambulanten und stationären Einrichtungen in der Region vertraglich eingebunden wären, endlich auch eine Ausbildungs- und Berufsperspektive in den Pflegeberufen.
Politisch muss aber dazu die Bereitschaft bestehen, die Anna-Freud-Schule dazu mit einer Fachschule Altenpflegehilfe auszustatten, damit sie ihre Absolventen im Pflichtschulbereich des BVJ_S, im Regel-BVJ und teilweise in der Berufsfachschule I mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Pflege in eine duale Pflegeausbildung überführen kann. Dazu ist erforderlich, dass der Schulträger, die Stadt Ludwighafen, und das Bildungsministerium in Mainz den in Ludwigshafen existierenden Pflegenotstand in ihrer politischen Analyse ebenfalls endlich als relevant ansehen. Von daher wäre es wünschenswert, dass endlich ein Gleichklang zwischen der kommunale Politik, der Bildungspolitik, dem verantwortlichen Ministerium kommt und dass es nicht nur zu einer konsensualen Bewertung in der Pflegearbeitsmarktfrage mit der Einschätzung eines Pflegenotstandes in Ludwigshafen kommt, was die Vertreter der ev. Pflegeeinrichtungen in Wahrnehmung der Schulleitung gegenüber der Anna-Freud-Schule kommunizierten, sondern dass der Schulträger und die Bildungspolitik des Landes die gegebenen Arbeitsmarktdaten für Ludwigshafen anerkennt und mit einer staatlichen Fachschule Altenpflegehilfe (als Modellversuch für Migrationsjugendliche) beginnt, das Arbeitsmarktproblem durch eine entsprechende Ausbildung an der Anna-Freud-Schule zu lösen.